Deutschland bleibt größter Investor

Am 2. Dezember 2014 tagten die Minister der 20 ESA-Mitgliedstaaten sowie aus Kanada im Kongresszentrum „NCC-Kirchberg“ in Luxemburg. Die Gespräche fanden unter Leitung der Schweiz und Luxemburgs statt – beide Länder teilten sich zu dieser Zeit die ESA-Präsidentschaft. Insbesondere die Abstimmungen zur europäischen Trägerrakete Ariane und der Beteiligung Europas an der Internationalen Raumstation waren sehr intensiv. Die deutschen Positionen zur Zukunft der Ariane und zum Betrieb der ISS konnten erfolgreich umgesetzt werden. Basis dafür waren auch die gemeinsamen multilateralen Gespräche, die im Vorfeld des Treffens unter anderem in Genf und Köln stattgefunden hatten. Die Delegationen trafen wichtige finanzielle Entscheidungen für die europäische Raumfahrt der Zukunft.
Insgesamt wurden Beschlüsse über finanzielle Mittel in Höhe von rund 5,9 Milliarden Euro gefasst. Die Bundesregierung zeichnete für die nächsten Jahre insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro. Damit ist Deutschland zusammen mit Frankreich der beitragsstärkste ESA-Partner.
Zum erfolgreichen Abschluss der Konferenz betonte Prof. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des DLR: „Die Mitgliedsländer der europäischen Weltraumorganisation haben wiederholt bewiesen, dass sie auch unter schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen handlungsfähig sind. Mit den in Luxemburg getroffenen Vereinbarungen ist der Weg für die Wettbewerbsfähigkeit einer zukünftigen europäischen Trägerrakete gesichert.
Aus deutscher Sicht ist auch die Entscheidung über die weitere Nutzung der ISS ein wichtiges Ergebnis. Mit den Resultaten der ESA-Ministerratskonferenz ist garantiert, dass die deutschen technologischen Kompetenzen in Entwicklung und Forschung für den autonomen Zugang Europas zum All und in der bemannten Raumfahrt weiter ausgebaut werden können.“
Mit Zufriedenheit nahm die deutsche Delegation zur Kenntnis, dass die ESA ihren Status als eine von ihren Mitgliedsländern getragene, europäische Organisation auch in Zukunft behält und weiter festigen wird. Die Beziehungen zwischen ESA und EU basieren auf einem Abkommen aus dem Jahr 2004. Aus deutscher Sicht nutzt die EU die Raumfahrt im Interesse der europäischen Bürger und beauftragt die ESA mit der Vertretung und Umsetzung europäischer Raumfahrtinteressen. Das ist eine Vorgehensweise, die in der Raumfahrt Deutschlands seit Jahrzehnten erfolgreich umgesetzt wird.
Bei den im Vorfeld des Treffens diskutierten Lösungen für den künftigen europäischen Zugang zum All wurde festgestellt, dass auf der Grundlage der Erfahrungen mit der Ariane 5 ECA/ES und den Entwicklungsarbeiten zur Ariane 5 ME die Bausteine für ein zukunftsfähiges Trägerkonzept vorhanden sind. Dieses wird dem verschärften Wettbewerb auf dem Weltmarkt entsprechen.
Insbesondere die Tatsache, dass im Jahr 2016 eine klare Entscheidung über die weitere Entwicklung der Ariane 62/64 fallen wird, gab den Ausschlag für eine positive Beurteilung der Vorschläge. Für den Erhalt und den weiteren Ausbau deutscher Kompetenzen auf dem europäischen Trägermarkt wird Deutschland im Durchschnitt 180 Millionen Euro pro Jahr bereitstellen und finanziert damit rund 22 Prozent des neuen Ariane-6-Programms. Hier wird besonders die deutsche Oberstufenkompetenz ausgebaut.
Die bemannte Raumfahrt, verbunden mit Forschung in der Schwerelosigkeit, ist ein elementarer Bestandteil der deutschen Raumfahrtstrategie. Die Bundesrepublik trägt weiterhin mit 310 Millionen Euro zum Betrieb der ISS bis zum Jahr 2017 bei und finanziert 36 Prozent der europäischen Anteile am Betrieb der Station. Über die weitere Zukunft entscheidet die nächste Ministerratskonferenz. Zudem stockt der Bund seinen Beitrag zum ExoMars-Programm um 15 Mio. auf rund 100 Mio. Euro auf. Damit ist nach all den Verhandlungsquerelen der vorangegangenen Monate wieder Ruhe in den ESA-Beziehungen eingekehrt.