Die schönsten Bilder von „Astro-Alex“

Als „Astro-Alex“ wurde der deutsche ESA-Astronaut weltweit bekannt. Foto:ESA

Als „Astro-Alex“ wurde der deutsche ESA-Astronaut weltweit bekannt. Foto:ESA

165 Tage lang lebte und arbeitete der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst im All und absolvierte dabei ein umfangreiches wissenschaftliches Forschungsprogramm. Davon erfuhr die Öffentlichkeit relativ wenig, umso mehr dafür über seine Freizeit, die er mit dem Fotografieren der Erde fast völlig ausfüllte.
Wenn man mit einer Geschwindigkeit von 28.000 Stundenkilometern in 400 Kilometern Höhe die Erde umkreist, bekommt man im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Weltanschauung. Die Astronauten sehen die Erde so, wie wir sie nie zu sehen bekommen, wunderschön und doch zerbrechlich, winzig im All und dabei riesig für die Menschheit, der sie ein gutes Zuhause bieten könnte. Man kann keine Grenzen von dort oben erkennen, „und als ich das erste Mal die ungefähre Lage von Köln feststellen wollte, war ich doch tatsächlich weit südlich in der Schweiz gelandet“, erzählte Gerst auf seiner ersten Pressekonferenz nach der Landung mit einem Schmunzeln und wird doch gleich wieder ernst. Er erzählt vom Wechselbad der Gefühle beim Anblick so zahlreicher Naturwunder und der Gewalt der Farben, aber auch von fliegenden Raketen in Krisengebieten, von enormer Luft- und Wasserverschmutzung oder von der Brandrodung des südamerikanischen Regenwaldes, die mittlerweile irreparable Ausmaße angenommen hat. Er wolle sich keine Urteile anmaßen, sagt der 38-jährige, denn das könne angesichts der Eindringlichkeit der Bilder jeder selbst tun.
Die Bilder vor allem sind es, die Gerst weltweit bekannt machten und ihm eine riesige Fangemeinde vor allem über die sozialen Medien eintrugen. Kein Raumfahrer vor ihm war in diesem Ausmaß bestrebt, seine Eindrücke mit möglichst vielen Menschen auf der Erde zu teilen, sie an seinem Abenteuer der Mission „Blue Dot“ teilhaben zu lassen. Mit dem Namen Alexander Gerst mögen nicht sehr viele Menschen etwas anfangen können, mit „Astro-Alex“ hingegen Abertausende.
Als einst eine der Voyager-Raumsonden aus der Tiefe des Alls noch einmal auf ihren ach so fernen Heimatplaneten zurückblickte, schickte sie als Abschiedsgruß ein Foto nach Hause, das die Erde als winzigen blauen Punkt in der endlosen Schwärze zeigte – eben als „Blue Dot“. Mehr als einmal wurde Gerst während der Zeit seines Aufenthalts in der Umlaufbahn klar, wie gut und richtig dieser Name gewählt worden war.
Dabei sieht sich der studierte Vulkanologe durchaus nicht als Chronist der Zerstörung, eher als Dokumentarist der derzeitigen Beschaffenheit unseres Planeten mit all seinen schönen und hässlichen Seiten, wobei die schönen zum Glück überwiegen. In manchen der Bilder kann man, wenn man sie in der richtigen Größe sieht, regelrecht „ertrinken“, und nicht wenige seiner Follower teilten ihm im Rausch der Gefühle mit, sie hätten beim Betrachten der Fotos geweint.
Solche Reaktionen hatte der Astronaut gar nicht erwartet: „Ich wollte doch bloß die Menschen inspirieren“, sagt er bescheiden, „ich bin doch kein Held. Ich flog auf den Schultern von Menschen in den Weltraum, die das vorher schon geschafft haben. Ich hatte eine Menge Glück, dass ich vor dem Flug nicht krank geworden bin. Ich hatte es einfach, denn ich war nur der verlängerte Arm eines riesigen Teams am Boden.“ Ihnen sollte eigentlich der Applaus gelten, sagt er und setzt hinzu, dass er seine Emotionen mit all jenen teilen wollte, die sich wie er noch ein bisschen kindliche Neugier bewahrt hätten, „...und das sind dann doch einige gewesen!“
Sie alle und dann vielleicht sogar noch einige mehr können sich indessen auf die kommende Zeit freuen, denn Gerst teilte mit, dass er aus Zeitnot nur die wenigsten Bilder tatsächlich aus der Umlaufbahn ins Netz stellen konnte. „Etwa zwei Drittel meiner Bilder habe ich noch nicht einmal sichten können“, sagte er, „und wenn das geschafft sein wird, kann ich bestimmt noch mehr Menschen für die Erhaltung und den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen sensibilisieren.“ Seine Fangemeinde kann sich also noch auf einiges gefasst machen.
Wie aber soll es mit seiner Karriere weitergehen? „Bis vor wenigen Jahren hatte ich den zweitbesten Job der Welt“, sagt er lachend und spielt damit auf seine Begeisterung für die Vulkane an, „aber jetzt bin ich mit Leib und Seele Astronaut.“ Nach dem Flug genoss er den Aufenthalt auf der Erde, Spaziergänge in der Natur, die frische Luft, das Zusammensein mit der Familie und Freunden. Doch schon hat ihn der Raumfahrer-Virus erwischt, denn wer einmal dort oben war, den lässt die Sehnsucht nach dem Weltraum nicht mehr los. Selbstverständlich würde er jederzeit wieder starten, wenn es möglich wäre, sogar zum Mond oder zum Mars. Da könnten wir alle uns wieder auf eine Menge schöner Bilder freuen.